Wir sind selbst unsere eigenen Traumfänger

Hannah Hülsmann liest in der Jakob-Mankel-Schule aus ihrem
Debüt-Roman „Pachamama“

von Jürgen Weil (ehemaliger päd. Leiter der Jakob-Mankel-Schule) 

Hannah Hülsmann aus Löhnberg, wohnhaft im rheinischen Wesseling, aber in der ganzen Welt zu Hause, ist mit ihrem Debüt-Reiseroman zu einer Lesung an ihre alte Jakob-Mankel-Schule zurückgekehrt. Eingeladen von ihrem ehemaligen Klassen- und Schulvertrauenslehrer Thomas Panz hat sie die zehnten Klassen mit „Pachamama – Reise ins Unbekannte“ mit auf eine Traumreise genommen.

Hannah Hülsmann erzählt von ihrer Reise nach Peru im Jahre 2014, mit 19, kurz nach dem Abitur, seit Jahren ihr Traum. Vielleicht ausgelöst durch den Panflöten-Spieler in einer Fußgängerzone. Oder durch den „Traumfänger“, das coole Wandaccessoire ihres ehemaligen Kinderzimmers, der zum spirituellen Symbol wird, weil er ja eigentlich ein Kultobjekt indigener Völker Amerikas ist, auch der Andenbewohner. So reist sie nach gründlicher Recherche im Internet für fünf Wochen alleine als Freiwilligenarbeiterin, als „Volunteer im After-School-Project“, nach Cusco, einst Hauptstadt der Inkas, um sich in dem Projekt der Organisation „Proyecto Perú“ zur Förderung sozial Benachteiligter in einem Armenviertel zu engagieren und in einer Gastfamilie zu leben.

Auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung von Proyecto Perú trifft Hannah auch den Sportstudenten Henrik Röttgers, der das Land schon in einem Schüleraustausch 2009 für Monate kennenlernen konnte. Zwei abenteuerlustige, sportliche und freiheitsliebende junge Menschen mit der gleichen Reiseleidenschaft, haben sich gefunden und planen eine gemeinsame Zukunft. Zunächst studiert Hannah jedoch „International Sports Management“ in Bad Homburg und arbeitet drei Jahre im Sportsektor, zum Beispiel für Marktforschungsunternehmen, in Vollzeit. Doch schnell merkt sie, Reisen und das Schreiben erfüllen sie viel stärker. Sie wechselt in Teilzeit und macht sich auf den Weg zur Selbstständigkeit.

Schon Ende 2019 gründet sie gemeinsam mit Henrik, inzwischen Sportwissenschaftler, den Reiseblog ‚Generation World‘, „ein Herzensprojekt“, wie beide sagen. Sie berichten in Wort und Bild von ihren Reisen in der ganzen Welt und geben reiselustigen Lesern Tipps und Anregungen aus ihrem Erfahrungsschatz. Ihre Reiseberichte sind oft tiefgründige Auseinandersetzungen mit der eigenen Persönlichkeit und der Gesellschaft: „Wenn wir die Welt und ihre Zusammenhänge besser verstehen, sind wir in der Lage, nicht nur andere Menschen, sondern ebenso uns selbst besser zu verstehen“, schreibt Hannah in ihrem Romanerstling, „die Welt ist meine beste Lehrerin.“ Die Einschränkungen durch Corona schenken ihr dann auch die Freiheit zum kreativen Rückblick auf die Anfänge ihrer Traumreisen.

So erzählt sie in „Pachamama“, wie sie in Cusco bei ihrer „Gastmama“ Lula ankommt und gleich liebevoll umsorgt wird, auch weil ihr Erkältungssymptome und die Höhenlage 3400 Meter, zunächst arg zusetzen. Fünf Jahre Schulspanisch, zwei Jahre Einstieg als dritte Fremdsprache auf der Jakob-Mankel-Schule, dann drei Jahre als Leistungskurs auf der Goetheschule Wetzlar, erleichtern die Kommunikation und schaffen Vertrauen. Bald kann sie, sportlich auch durch Marathonläufe in guter Kondition, gemeinsam mit anderen Volunteers eine erste Bergwanderung zu alten Inkaruinen machen. Anschaulich schildert Hannah die abenteuerliche Busanreise „ins Nirgendwo“, die anstrengenden Anstiege, langsam, Schritt für Schritt, kaum Kraft zum Atmen, aber vor sich „gewaltige Bergmassive“. Immer wieder „überwältigende Ausblicke“ in eine idyllische Welt mit einer fast „mystischen Ruhe“, in der sich die Wanderer unbewusst nur flüsternd unterhalten. Und dann, nah den Wolken, „ein Gefühl absoluter Freiheit“, ein Schrei hinab ins Tal und die Antwort von einem Greifvogel.

Die Schülerinnen und Schüler hören fasziniert zu, sie wissen über Peru von der berühmten Ruinenstadt der Inkas und dem Berg Machu Picchu, von denen Hannah Fotos auf eine Leinwand projiziert. Im zweiten Teil der Lesung berichtet sie vom Kontrastprogramm, wie sie zum ersten Mal mit wirklicher Armut in den Bergdörfern bei Cusco konfrontiert wird, mit dem Leben in einfachen Lehmhütten, wenigen halbfertigen, aber bunten Backsteinhäusern, dem täglichen Überlebenskampf, „natürlich ohne Internet“. Aber vom herzlichen Empfang einer „Horde strahlender Kinder“, einer „wilden Rasselbande“, die sofort „Hallo!“ rufen, „pure Freude ausstrahlen“ über den Besuch der noch fremden Gäste, „Demut, Respekt und Verbundenheit“ gleichzeitig zeigen. Die Volunteers werden sie ab jetzt in Nachmittagsangeboten beim Lernen und Hausaufgabenmachen unterstützen, mit ihnen spielen, basteln, tanzen. Hannah beeindruckt ihre Zuhörer erkennbar, wenn sie erzählt, damals realisiert zu haben, wie privilegiert doch ihre eigene wohlbehütete Kindheit war, dass sie ab sofort das Leben mehr zu schätzen wissen wird.

Hannah fragt die Schüler nach ihren Träumen, viele denken auch an Reiseabenteuer, fremde Länder kennenlernen. Hannah macht ihnen Mut: „Es ist dein Leben, verpass es nicht!“ Und liest aus den letzten Kapiteln ihres Buches: „Ich vertraue meinem Traumfänger, er erlaubt mir, auf mein Herz zu hören.“ Und kommt zu der Erkenntnis: „Wir sind selbst unsere eigenen Traumfänger.“ Sie kann sich vorstellen, immer wieder auch als Freiwilligenhelferin in der Welt zu helfen, wo Hilfe benötigt wird. So wie sie immer auch nach Peru zurückkehrt, in die zweite Heimat, zu ihrer Gastmama und Freundin Lula. Dort, wo „Pachamama“, die „Erdmutter“ der Inkas, für das Gleichgewicht im Leben sorgt und Zeichen ausgelegt hat für Hannahs Leben. „Ich bin froh, dass ich sie an meiner Seite
habe…Die Mutter der Welt.“

Das kommt an bei den Schülern, macht sie nachdenklich. Schülervertreter Merlin Kreuzer bedankt sich bei Hannah Hülsmann für die „wunderbaren Lesemomente“, Schulleiterin Susanne Kurz übergibt ein kleines Geschenk als Anerkennung. Und Klassenlehrerin Ulrike Lückel bestellt gleich einen Klassensatz des Reise-
romans als Abschiedsgeschenk für ihre 10c, mit dem passenden Lesezeichen der „Generation World“.

„Pachamama – Reise ins Unbekannte“ erscheint als
TB (15,99 €) oder E-Book (7,99 €).

www.generation-world.de/pachamama-das-buch