Recherchetipps
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Recherche: Der Journalist stöbert in geheimen Akten, dringt heimlich in fremde Wohnungen ein und hört Politiker ebenso wie Gauner mit Wanzen und ganz viel Technik ab. - So ist es in vielen Filmen zu sehen. Doch die Realität sieht anders aus: Die Recherche ist hartes Brot und viel Arbeit. Sie kann sehr viel Zeit und Nerven rauben. Aber sie zahlt sich aus! Je besser die Recherche ist, um so besser wird auch der Artikel.

Was ist dran?
Jede Recherche beginnt mit einer Idee oder einem Tipp. Ein Ereignis scheint so interessant, dass ihr darüber berichten wollt. Nun muss die erste Frage sein, was an der Geschichte überhaupt dran ist. Ihr müsst herausfinden, ob eure ersten Informationen auch stimmen. Ist die Quelle glaubhaft? Kann es überhaupt wahr sein, was ihr da mitbekommen habt? Am besten auch einmal die “Kollegen” fragen, ob eine Information glaubhaft sein kann.

Wen interessiert’s?
Diese Frage ist eine der wichtigsten. Ihr solltet sie euch stellen, wenn ihr davon überzeugt seid, dass euer erster Tipp richtig und gut war. Wenn das Thema nämlich niemanden interessiert, dann könnt ihr euch auch die weitere Arbeit sparen.

Was fehlt?
Wenn ihr euch soweit dem Thema angenähert habt, müsst ihr euch selbst fragen, ob noch wichtige Informationen fehlen. Dazu schaut ihr alle Daten an, die ihr bereits gesammelt habt. Ist euch der erste Sachverhalt ganz klar? Falls nicht, müsst ihr noch weitere Informationen zu dem ursprünglichen Ereignis sammeln. Erst wenn euch der Beginn der Story ganz klar ist, könnt ihr sinnvoll weitergehen, dem Verborgenen auf die Spur zu kommen.

Die andere Seite hören
An jedem Ereignis sind mindestens zwei Seiten beteiligt. Oft sind es auch noch mehr unterschiedliche Meinungen, die aufeinander stoßen. Wahrscheinlich habt ihr bisher nur eine Seite kennengelernt. Nun müsst ihr überlegen und nachfragen, welche anderen Meinungen es geben könnte. Ihr müsst dann mit den entsprechenden Leuten reden. Dabei ist es wichtig, daß eure eigene Meinung in den Hintergrund tritt. Wenn ihr ganz neutral bleibt, ist es für jeden Gesprächspartner einfacher, euch die wichtigsten Informationen zu geben. Und auch für euch ist es einfacher, später alle Informationen zu bewerten.

Die wichtigsten Informationen
Die erste Frage, die ihr einem neuen Gesprächspartner stellen solltet, ist die nach seinem Namen. Selbst wenn ihr euer Gegenüber schon kennt, solltet ihr nachfragen. Wie schreibt sich der Name genau? Wie ist der Vorname? Wie ist die genaue Berufsbezeichnung? Wenn ihr so etwas vergessen habt und deshalb später eure Informationsquelle nicht nennen könnt, wird eure Geschichte unglaubhaft. Am besten notiert ihr gleich zu Beginn auch eine Telefonnummer eures Gesprächspartners, falls doch noch Fragen auftauchen. An einfachsten ist es, sich die Visitenkarte geben zu lassen. Im Gegenzug könnt ihr auch eine Karte von euch überreichen. Evtl. fällt dem Gesprächspartner ja auch später noch etwas Wichtiges ein.

Von außen nach innen
Wenn ihr begonnen habt, mit den Beteiligten zu sprechen, ist es am ergiebigsten, zuerst mit den Leuten zu sprechen, die am wenigsten beteiligt waren. Sie werden euch die grundlegenden Informationen geben. Mit diesen Informationen könnt ihr dann zu den Personen gehen, die schon stärker beteiligt waren oder es noch sind. Mit den ersten Hintergrundinformationen könnt ihr dann schon Nachfragen stellen, die euch weitere Neuigkeiten offenbaren. Nach diesem Prinzip dringt ihr nun immer weiter zum Kern des Ereignisses vor. Schließlich sprecht ihr dann mit den Hauptpersonen, um gezielt nachzufragen und die richtigen Informationen von euren Gesprächspartnern zu erfahren. Eure Recherche ist dann abgeschlossen, wenn ihr selbst keine offenen Fragen mehr am Thema findet.

Ämter
Bei vielen Recherchen stoßt ihr an einen Punkt, an dem es wichtig wird, Meinungen und Informationen von Behörden zu bekommen. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass Behörden verpflichtet sind, der Presse Auskunft zu erteilen. Und dies tun sie auch meist gerne und bereitwillig. Jedes Amt hat daher eine Pressestelle. Hier sind Journalisten beschäftigt, um euch mit den nötigen Informationen zu versorgen. Diese Pressestellen könnt ihr problemlos anrufen. Oft vermitteln sie euch auch Interviewpartner.

Schreibwerkzeug
Die wichtigsten Hilfsmittel sind Papier und Stift. Ohne sie geht die Recherche auch im Zeitalter der Computer kaum. Mit Tonbandgeräten / Kassettenrekordern / Diktiergeräten sollte man dagegen vorsichtig sein. Sie sind sicherlich hilfreich, um ein Gespräch wörtlich festzuhalten: Wichtig, wenn es um brisante Informationen geht. Wenn ihr jedoch während das Gesprächs gleich mitschreibt, filtert ihr Unwichtiges automatisch heraus. Zudem fällt es euch schneller auf, wenn etwas Wesentliches fehlt. Allerdings bedarf es einiger Übung, schnell genug mitschreiben zu können und am besten auch gleich gute Zitate wörtlich zu notieren - das macht euren Artikel später lebendiger.

Nachschlagewerke
Lexika gehören zu jeder Recherche. Ob allgemeines Lexikon, Fremdwörterbuch oder das Telefonbuch, das Internet..., es gibt immer wieder Punkte, an denen ihr selbst schnell etwas nachschlagen müsst. Ein Blick in solch ein „Nachschlagewerk“ kann dann schon viele Fragen klären, ohne euch viel Zeit zu kosten. Falls diese Informationen nicht ausreichen, gibt es ja auch noch Bibliotheken und Archive der großen (Tages-) Zeitungen, die auch über Internet angezapft werden können: